(aus: Martin Krengel: Bestnote. Lernerfolg verdoppeln, Prüfungsangst halbieren)
Es sind immer dieselben drei Dinge, die das Lernen erschweren: Der Stoff ist zu abstrakt, zu trocken vermittelt, oder man hat keinen Bezug zu den Informationen. Unter diesen Umständen entsteht ein Teufelskreis: Wenn wir uns unsicher oder überwältigt fühlen, überkommen uns negative Gefühle. Diese behindern die Verarbeitung. Das Gefühl der Ohnmacht verstärkt sich. Damit distanzieren wir uns noch mehr vom Lernstoff.
Unser Gehirn besteht evolutionsgeschichtlich aus drei Teilen: Im ältesten, dem Stammhirn, werden die grundsätzlichen Körperfunktionen wie der Herzschlag geregelt. Dieser Teil ist nicht willentlich beeinflussbar. Dann kommt das Mittelhirn mit dem limbischen System, das für die Emotionen verantwortlich ist. Die jüngste Schicht ist das Großhirn, das alle bewussten Vorgänge wie Denken, Lernen, Entscheiden, Kreativität steuert. Es gilt dabei: Emotion vor Kognition (Denken).
Durch die schnelle Unterscheidung der grundlegenden Emotionen „gut“ (das, was wir kennen und uns beim letzten Mal nicht umgebracht hat) und „böse“ (alles Unbekannte – die große Miezekatze mit den zwei spitzen Säbelzähnen) konnten wir überleben. War ein Umweltreiz „böse“, reagierten wir mit Abwehr und Flucht. Zeit für langes Nachdenken blieb nicht. Heute behindert uns dieser Schutzmechanismus: Wenn wir in Stress geraten oder negativ gestimmt sind, sinkt die Denkleistung. Das limbische System ist eine Schaltzentrale: Ankommende Infos werden hier bewertet, und erst, wenn der Weg frei ist, werden die Infos ans Großhirn zur Verarbeitung geschickt.
Kinder sind perfekte Forscher. Unvoreingenommen beobachten sie neue Dinge, beäugen sie, wollen sie anfassen und ausprobieren. Sie imitieren alles und lernen extrem schnell. Jeden Tag strömen Hunderte neue Situationen und Eindrücke auf sie ein. Hast Du mal ein Kind gesehen, das gestresst davon war? Leider schaffen nur wenige, ihre Neugier ins Erwachsenenleben hinüberzuretten. Sind das alles Kindsköpfe? Keineswegs! Der Motivationsforscher Csikszentmihalyi untersuchte Nobelpreisträger, Wissenschaftler und Musiker. Er fand zwei Gemeinsamkeiten bei diesen High-Performern: ausgesprochene Neugier und ausdauernde Leidenschaft. Wer sich selbst hinterfragen kann, für Vorschläge offen ist und Fehler zugeben kann, hat demnach gute Chancen auf eine großartige Karriere.
Fazit: Wir lernen mit dem Kopf und dem Herzen. Die Frage ist nicht: „Kann Lernen Spaß machen?“ Lernen muss Spaß machen. Neugier ist der Treibstoff des Lernens. Wie können wir diese Offenheit fördern?
Motivationstipps fürs Lesen und Lernen…nicht nur für Studierende:
1. Suche die positiven Seiten: Viele Grundlagenfächer sind eine Herausforderung für unsere Motivation. Statistik ist z.B. für viele ein zähes, unliebsames Fach mit schwer greifbaren Fragestellungen. Und die meisten Dozenten brillieren nicht gerade darin, diese abstrakten Konzepte und ihre verwurstete Fachsprache in simples Deutsch zu übersetzen. Auch ich war damals gelangweilt und frustriert. Ich wollte ins Marketing – in eine Welt mit bunten Bildern, Kreativität und schönen Frauen. Statistik passte nicht in diese Reihe. Bis mir jemand erklärte, dass Marketing und Marktforschung eng verbunden sind und keine Werbekampagne ohne statistische Daten abgesegnet wird. Plötzlich war Statistik keine unliebsame Nebengeschichte mehr, sondern Grundlage für meinen späteren Erfolg. Während der Unterricht dröge blieb, änderte sich meine Einstellung und damit meine Motivation.
2. Beginne leicht, um ins Thema zu kommen: Allein die Beschäftigung mit einer Sache generiert ein gewisses Interesse. Je leichter du reinkommst, desto besser. Wähle entsprechende Einstiegspfade: Der eine mag Praktiker-Guides, der andere Taschenbücher, manch einer arbeitet mit Online-Vorlesungen. Persönlich fand ich Philosophie-Comics witzig. So etwas gibt es auch für Quantenphysik, Psychologie etc.
3. Lerne den Autor kennen: Wer war er? Wie lebte er? Lasse die Helden der Forschung und der Geschichte keine unbekannten Geister bleiben! Wenn man weiß, dass Kant Königsberg nie verlassen hat und Casinonarr war, dass Dalí mithilfe von Drogen seinen surrealen Bildern neuen Schwung verliehen hat oder dass Alexander der Große bereits im Alter von 33 Jahren verstorben ist, dann hat man auch mehr Interesse an ihren Theorien und Taten.
4. Vernetze Dich. Suche dir Leute, mit denen du über die Inhalte debattieren kannst. Dinge, über die wir reden, signalisieren dem Gehirn, dass sie wichtig sind. Damit ist man aufmerksamer und motivierter bei der Sache.
5. Verdeutliche den Nutzen. Es gibt sicher einen Grund, warum du ausgerechnet das Studienfach belegt hast. Was ist dein persönlicher Nutzen – für dich, den Alltag, für deinen Beruf oder dein Hobby?
6. Der 10-Minuten-Trick: Warte nicht, bis du den Schreibtisch aufgeräumt hast, die Katze gefüttert oder der Kaffee gekocht ist… Keine Ausreden – an die Front! Wenn dir gar nicht danach ist, erlaube dir, nur zehn Minuten zu arbeiten. Wenn es in diesen zehn Minuten tatsächlich nicht besser wird, dann darfst du nun eine lange Pause machen, ins Kino gehen, die Katze Gassi führen oder zur Erfrischung baden gehen. Meist ist es aber so, dass die Aufgabe einen dann festhält, man sich schon irgendwie reinfindet. Und genau das ist gewollt bei diesem Trick.
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